

DER SCHÄFER
Es ist Nachmittag. Leicht geblendet von der Sonne kann ich ihn am Horizont ausmachen, zunächst noch weit entfernt, wie ein Gruss aus einer anderen Welt. Wenig später stehen wir uns gegenüber. Den Hut hat er tief in die Stirn gezogen: Fiorenzo, der Schäfer.
Kaum zu glauben, dass es in der Zeit von Facebook, Twitter und WhatsApp ein Leben fernab von jeglicher Technik unter freiem Himmel noch gibt. Es mutet fremd und gleichzeitig anziehend an. Gemächlich geht der Schäfer vor seinen 600 Schafen her. Eile ist hier fehl am Platz. Die Schafe lassen sich Zeit zum Fressen. Ab und zu ruft der Hirte seinen Hunden Befehle zu – knapp und kräftig. Er scheint eins mit der Natur zu sein, Hitze und Kälte können ihm nichts anhaben. Tag und Nacht ist er draussen, ob es stürmt, schneit oder die Sonne sticht. Schäfer Fiorenzo aus Bergamo in Norditalien hat zum Schlafen nur einen Schlafsack, das muss reichen. Der geeignete Ort für sein Nachtlager ist der Wald. Dort ist es relativ trocken und…