
EDITORIAL

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER
Begeisterungsfähigkeit ist toll. Ich bin gerne mit Menschen zusammen, die von etwas beseelt sind, Emotionen zeigen. Sie versprühen Leben, reissen mit. Manchmal motivieren sie mit ihrem Verhalten andere dazu, Neues zu wagen.
So unterschiedlich der Mensch, so verschieden der Grund seiner Begeisterung: Der eine erzählt mit leuchtenden Augen von fantastischen Erlebnissen und sportlichen Höhenflügen auf alpinen Bergtouren. Ein anderer schwärmt von seiner neu entdeckten Leidenschaft der Imkerei, von der genialen Geschäftsidee, der wunderschönen Gartenanlage, dem gelungenen Kunstwerk oder von seinen historischen Nachforschungen und Aha-Erlebnissen.
Gelegenheiten, über das Lieblingsthema zu sprechen, ergeben sich automatisch. Wenn nicht, wird das Gespräch so umgelenkt, dass die Freude an die Frau oder den Mann gebracht werden kann. Zugegebenermassen kommt das manchmal einer Zwangsbeglückung des Gegenübers gleich. Zuweilen wird es gar leicht peinlich, aber das Innere ist so voll, der Mund läuft über.
Eben tue ich das auch, Sie mögen es mir verzeihen. Mein Mann und ich sind das erste Mal Grosseltern geworden. Die Umstände um die Geburt waren nicht ganz unproblematisch, die Erleichterung und Freude über das kleine Mädchen, über die Bewahrung der Mutter und die Vorfreude darauf, unsere Enkelin bald kennenzulernen, war riesig. Der erste Mensch, der mir nach Erhalt der freudigen Nachricht über den Weg lief, war ein Elektriker, der in unserer Wohnung Leitungen in die Wand zog. «Guten Morgen, wir haben ein Grosskind bekommen!», rief ich ihm zu. Leicht verdattert meinte er: «Na dann, Gratulation.» Ich hatte den armen Mann in meiner Euphorie leicht überrumpelt. Passiert nicht jedem, mir schon – dann und wann.
«Ich bin als Prediger kein Briefträger, der einen Brief aushändigt mit einem für mich uninteressanten Inhalt. Ich bin Botschafter, nicht nur Bote. Ich bin Zeuge, ein Ergriffener!»
Klaus Eickhoff
«Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über» steht in Lukas 6,45 b. Ist mir die unermessliche Liebe Gottes normal geworden, oder bin ich immer wieder von der Gnade ergriffen?
Die Liebe zu uns Menschen wurde herausgefordert, je näher für Jesus das Kreuz kam. «Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben» (Joh. 10,28; Jer. 31,3). Gehören Sie ihm schon? Wenn nicht, möchte ich Sie ermutigen: Machen Sie sich auf die Suche nach Ihrem Schöpfer, er lässt sich finden und nimmt jeden an!
Zuweilen gehen Seine Kinder durch dunkle Täler, verstehen Gottes Wege nicht. Singles, die sich so sehr nach einem Ehepartner sehnen; Eheleute, die wundervolle Eltern wären, denen Kinder aber verwehrt sind (lesen Sie dazu ab Seite 22); Eltern, deren Kind stirbt und Grosseltern, deren Nachkommen den Kontakt abbrechen. Oder das Leid, das durch Verfolgung entsteht, wenn Menschen vom einzig wahren Gott zeugen und von der Notwendigkeit einer Umkehr zu Ihm (passend dazu der Beitrag ab Seite 38, «Nachfolge im Widerspruch»).
Steht über meinem Leben: «Wenn ich nur dich habe, Herr, habe ich alles, was ich brauche?» Macht mich in der Not ruhig, was Hagar einst, von allen verlassen, in der Wüste erkannte: «Du bist ein Gott, der mich sieht!» Er gab alles für mich, wie wird er mir in ihm nicht auch alles schenken, was für mich zum Guten ist? Und wenn dieses unfassbare Geschenk meine Herzensfreude ist, behalte ich sie für mich, oder weise ich andere auf Jesus, den Befreier von Schuld, Angst und Hoffnungslosigkeit hin und darauf, dass er kommen wird? Berührt es uns, wenn Menschen um uns verloren gehen?
«Ich bin als Prediger kein Briefträger, der einen Brief aushändigt mit einem für mich uninteressanten Inhalt. Ich bin Botschafter, nicht nur Bote. Ich bin Zeuge, ein Ergriffener!», sagte einst Klaus Eickhoff. Das möchte ich sein! Eine von Jesu Liebe stets aufs Neue Ergriffene, entzündet von Ihm. Dieses Feuer wird täglich neu entfacht durch das Lesen von Gottes Wort, in der Gemeinschaft mit Ihm. Er macht das Leben tief und reich!
Herzlich, Ihre
