
EDITORIAL

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER
Hungrig studiere ich die Speisekarte. Sie lässt nichts zu wünschen übrig! Pasta-Gerichte in allen Variationen: Penne all’arrabbiata, Spaghetti Mediterraneo, Ge-müse-Gnocchi mit Blumenkohl und Speck ... oder doch lieber die Ravioli mit Nüssen und Spargeln? Der Nachbar bekommt Farfalle mit Rauchlachs serviert. Ich kann mich vor lauter Orecchiette, Farfalle, Penne, Fusilli und deren Kombinationsmöglichkeiten nicht mehr entscheiden. Nun steuert der Kellner auf meinen Tisch zu ...
Die Überforderung bei der Menü-Wahl scheint lächerlich, doch die Neigung, sich nicht festlegen zu wollen und möglichst alle Optionen offenzuhalten, tritt auch im Glaubensleben zutage. Inmitten aller Möglichkeiten den Willen Gottes für unser Leben zu erkennen, fordert heraus – keine Frage! Doch manchmal wägen wir nicht aus Furcht, Gott ungehorsam zu werden, endlos ab, sondern wir fürchten, dass uns gar keine Zeit mehr bleibt für das, was uns Spass macht. Ich halte etwas zurück aus Angst, es aufgeben zu müssen. Der «Witz» an der Sache ist, dass die Dinge, die wir nicht aufgeben wollen, uns nicht wirklich zufrieden machen. Wir möchten frei sein zu tun, wonach uns der Sinn steht. Aber manchmal führt uns das nur noch weiter in die Gebundenheit und knechtet uns.
Barry Cooper meinte: «Wir beten den Götzen der offenen Optionen an, und er bringt uns um. Er killt unsere Beziehungen, indem er uns sagt, wir sollten uns nicht zu sehr festlegen. Er killt unseren Dienst an anderen, indem er uns sagt, wir hätten allein mehr von unseren Wochenenden. Besonders erschreckend an diesem Götzen ist, dass seine Verehrung gar nicht als solche wahrgenommen wird. Denn er gibt vor, gar kein Götze zu sein. Ja, er verheisst dir Freiheit von allen Götzen, allen Abhängigkeiten.» Die Lage entspannt sich bei mir jeweils merklich, wenn ich von der Freiheit Gebrauch mache, mich nicht an meine Wünsche zu klammern, sondern sie Jesus, dem guten Hirten, abzugeben: «Hier, das wären meine Pläne, aber ändere sie bitte in deine um!»
Im Entscheidungsprozess eines Menschen, ob er Gottes Wort Glauben schenkt oder nicht, sind unzählige Heilsangebote wenig hilfreich. Auch nicht sich hinter Statements zu verschanzen wie: «Die Bibel wurde so oft abgeschrieben, sie ist fehlerhaft und sowieso voller Widersprüche.» Dabei vergisst man vielleicht: Wer gängigen Klischees anhängt, hat schon vorher eine Entscheidung getroffen. Der Artikel von Wolfgang Nestvogel (ab Seite 42) kann ein erster Schritt sein zu prüfen, ob die Bibel wahr ist und unser Vertrauen verdient.
Für die Gratwanderung des Lebens hat uns Gott einen Kompass, die Bibel, gegeben. Auf dieser Grundlage sind wir imstande, gute Entscheidungen zu treffen. Wenn ich mich seinem Wort öffne und mich von ihm überprüfen lasse, dann brauche ich in den Spannungsfeldern des Lebens keine Angst davor zu haben, links oder rechts vom Grat abzurutschen. Es richtet, überführt und weist zurecht. Als Christen können wir nur stehen, reifen und wachsen, wenn wir sein Wort erforschen und uns von diesem erforschen lassen.
Der Herr Jesus ist uns auf dem Grat der Anfechtungen und der Herausforderungen vorausgegangen. «So lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe» (Hebr. 4,16). Er versteht uns, da er von keiner Schwierigkeit verschont geblieben ist. Doch als Sohn Gottes trug er den Sieg davon, nie hat er versagt! Mit vollem Vertrauen dürfen wir an seiner Hand gehen. Was für eine Ermutigung zu wissen, dass wir in all unseren Stürzen, Fehlern, Ablenkungen und selbst in grosser emotionaler Dunkelheit mit seiner Gnade und Hilfe rechnen dürfen! Viele Fragen werden offen bleiben, bis wir am Ziel sind, aber Gott sagt: «Ich will dich mit meinen Augen leiten» (Psalm 32,8).
«So wappnet euch mit derselben Gesinnung wie Jesus, (...) um die noch verbleibende Zeit im Fleisch nicht mehr den Lüsten der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben» (nach 1. Petrus 4,1+2).
Herzlich, Ihre
