

CHRISTEN, CLUB DER TOTEN DICHTER
– oder «Kinder des lebendigen Gottes»?
Der französische Literaturwissenschaftler Roland Barthes veröffentlichte 1968 den Aufsatz «Der Tod des Autors». Darin forderte er auf, sich bei der Interpretation von Texten von der Autorität der Verfasser dieser Texte zu emanzipieren: Der Autor ist tot, und wir sind den Motiven und Zielen, die ihn bei der Arbeit geleitet haben, nicht mehr verpflichtet. Die Bedeutung eines Textes und der Sinn desselben werden nicht vom Autor gestiftet, sondern vom Leser erzeugt. Die nachfolgende Generation der Leser kann beliebig mit den Texten spielen, sie nach eigenem Gutdünken interpretieren und für andere Intentionen gebrauchen. Dieser Ansatz wurde bestimmend in der Literaturwissenschaft und in der Theologie. Ein grosses Beispiel dafür war das Buch «Atheistisch an Gott glauben» von Dorothee Sölle, das im selben Jahr erschien und in dem diese Emanzipation vom ursprünglichen Autor auch auf den Umgang mit der Bibel angewandt wurde.