

Bin ich arm?
Samstagmittag in der Innenstadt: Menschen, überall Menschen, die bummeln, hasten, schauen, kaufen – oder im Strassencafé sitzen und alles beobachten. Ich suche mit meinem Elektrorollstuhl einen Weg durch die Menge. Viele Menschen, die mir entgegenkommen, stutzen und schauen beschämt zur Seite. Ich weiss, ich bin ein ungewohnter Anblick, vor allem durch die auffällige Atemmaske. Da bemerke ich einen kleinen Jungen, der mir an der Hand seines Vaters entgegenkommt. Mit offenem Mund schaut er mich an, dann ruft er laut: «Guck mal, Papa, die arme Frau!»
Der Kleine hat unbefangen ausgesprochen, was viele insgeheim denken: Wie arm und bedauernswert muss ich wohl sein, gezeichnet durch die schwere Krankheit.
Bin ich wirklich arm? Trotz Krankheit empfinde ich mich selbst als reich beschenkt durch die Liebe Gottes!
Mit einem Augenzwinkern erklärte mir meine Tochter Anela neulich, was sie im Studium gelernt hatte: Nach der offiziellen Armutsdefinition in Deutschland zählt sie (wie ein…