

DIE NEUE KULTUR DER «UNGEWISSHEIT»
«Aaah, aber man kann es nicht so penibel interpretieren.»
«Wenn es nur so einfach wäre ...»
«Tja, aber das war damals. Wir leben jetzt in anderen Zeiten.»
«Jesus hätte das damals nicht wissen können, man muss mit der Zeit gehen.»
«Früher habe ich es auch so eng gesehen. Jetzt bin ich weltoffen geworden.»
Zweifeln, das Nicht-wissen-Können ist cool geworden. Fragen stellen ist «in». Geistliche Nabelschau als Volkssport: die Engstirnigkeit der geistlichen Väter beklagen, die Gemeinheiten Gottes bejammern, die «Wir-wissen-es-besser»-Hybris feiern und sich hinterher gegenseitig auf die Schulter klopfen, weil wir alle doch so authentisch sind und es endlich mal geschafft haben, über den Tellerrand zu schauen.
Wer mit einer freudigen Heilsgewissheit daherkommt, kann mit einem mitleidvollen Kopfschütteln rechnen, mit abschätzigen Blicken, die vermitteln wollen: «Hardliner nicht erwünscht.» Wer darauf hinweist, dass der Mensch verloren ist und einen Retter braucht,…