EDITORIAL

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LIEBE LESERIN, LIEBER LESER

Erich B. ist der Besitzer der Festung Furggels in der Ostschweiz. Eine gefragte Adresse in den letzten Monaten! So erhielt er beispielsweise eine Anfrage aus Dänemark: Ein Mann wollte im Krisenfall einen Raum bei ihm mieten. Wenig später informierte sich ein wohlhabender Amerikaner aus dem Napa Valley in Nordkalifornien, ob er sich während der Coronakrise in der Festung einquartieren könne. Er habe sich im Internet darüber informiert und möchte, falls es in den USA schlimmer werde, mit der ganzen Familie in die Schweiz ziehen.

Landauf, landab wird zur Solidarität aufgerufen, nur so könne man der Pandemie Herr werden. Und tatsächlich: Menschen helfen andern, gehen für sie einkaufen und halten gleichzeitig «social distancing». Doch die Selbstlosigkeit kommt oft erst, nachdem man für sich selbst Hamstervorräte angelegt hat: Konserven, Astronautennahrung, Hefe und Klopapier. Das Nachsehen haben Menschen, die erst abends die Möglichkeit haben, einzukaufen – da sind viele Regale leergeräumt.

Solange das Coronavirus weitab in Wuhan das Leben der Chinesen lahmlegte, interessierte uns dies wenig. Jetzt, selbst mitten drin im Geschehen, schauen wir nach China und verfolgen gespannt, wie sich dort die Zahlen der Infizierten entwickeln. Fallen sie nach zwei Monaten, leitet man die Hoffnung ab, dass auch wir das Gröbste in zwei Monaten überstanden haben könnten.

Der Stoff, aus dem wir Menschen sind, wird in Krisen besonders gut sichtbar – auch diesmal.

«Gott ist jetzt die Faxen leid», schrieb Henryk M. Broder in der Zeitung «Die Welt». Seit Kurzem glaube er, dass es Gott gäbe. Gott hätte uns das Coronavirus geschickt, nicht um uns zu prüfen, sondern um uns zu bestrafen. Was wir angestellt haben? Wir hätten angefangen, selbst Gott zu spielen. Seien hochmütig geworden. Wir würden kein Tischgebet mehr sprechen, aber Greta und die «Wissenschaft» anbeten. Unsere Gotteshäuser seien leer, die Autobahnen voll. Eines Tages hätte Gott beschlossen, dass es so nicht weitergehen könne. «Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt es einen, der die Sache regelt – und das bin ich.» Wenig später wurden die Bürger in Quarantäne geschickt, die Internationale Tourismusbörse in Berlin abgesagt, der Louvre geschlossen. Gott habe Humor, aber er lasse nicht mit sich spassen, so Broder.

Immer bieten sich dem Menschen zwei Möglichkeiten: Er setzt fest, was richtig ist, und macht sich zum Mass aller Dinge, oder er betet Gott über sich an und überlässt ihm das Steuer seines Lebens. Unser Schöpfer hat ein Recht auf unsere Anbetung und er weiss am besten, was gut für uns ist – weil wir nur bei ihm Sinn und Ziel finden! Die Bibel zeugt mannigfaltig davon – uns zur Warnung, dass wir doch glaubten und sich die Geschichte nicht dauernd wiederholen müsste.

Ein Beispiel unter vielen: Asa, der König über Juda, wird vom israelitischen König Baesa bedroht. Anstatt bei Gott Hilfe zu suchen, schickt er Geschenke zum König von Aram und besticht ihn so, den Bund mit Baesa zu brechen, damit dieser von ihm, Asa, abzieht. Der Prophet Hanani erinnert Asa daran, dass Gott in der Vergangenheit Sieg geschenkt hat: «... als du dich auf den Herrn verlassen hast (...) Denn die Augen des Herrn durchstreifen die ganze Erde, um sich mächtig an denen zu erweisen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.» Doch statt von seinem gottlosen Weg umzukehren, wird der König zornig über die wahren Worte von Hanani, wirft ihn ins Gefängnis und unterdrückt auch noch das Volk. Darauf wird Asa schwer krank – erneut eine von Gott geschenkte Chance, innezuhalten und ihn um Vergebung zu bitten. Aber er nutzt auch diese nicht (nachzulesen in 2. Chronik 16).

«Ermutigen wir einander, in allem den Blick auf Jesus gerichtet zu halten?»

Worauf ist unser Blick gerichtet? Woher erwarten wir Hilfe? «Eyes on me!» (Augen zu mir), lautete die morgendliche Aufforderung der Grundschullehrerin in Auckland, bevor sie Anweisungen gab. «Eyes on you!», mussten die Kids im Sprechchor erwidern als Bestätigung, dass sie ganz Ohr waren. Die drei Wochen, in denen ich dort den Unterricht begleiten durfte, haben mir oft ein Schmunzeln entlockt. Vergessen habe ich es nie und es wurde mir zu einem Bild: «Augen auf Jesus!»

Ermutigen wir einander, in allem den Blick auf Jesus gerichtet zu halten? Dass er unsere erste Adresse in Nöten und unsere erste Liebe ist? Dann zieht Friede ein in unser Herz und wir können ihm danken, dass Er uns festhält.

Neulich rief ein Abonnent an, einfach nur, um genau das zu tun – uns zu erinnern, worauf es ankommt, und uns zu ermutigen mit dem Vers aus Psalm 94,22: «Aber der HERR ist mein Schutz, mein Gott ist der Hort meiner Zuversicht.»

Corona hat unser «wohlgeordnetes» Leben durcheinandergebracht. Wir können die Kinder nicht mehr in der Kita, der Schule oder sonst wo «parkieren» und Erziehung delegieren. Vielleicht darf der Artikel von Regula Lehmann (ab Seite 28) einen Blickwechsel einleiten?

Das Interview mit Claudia Schulz bewegt mich nachhaltig. Ihr Zeugnis ist mir eine grosse Ermutigung und Bestätigung, dass es dem Herrn auch heute noch nicht zu schwer ist, aus grossen Nöten zu retten (zu lesen ab Seite 18). Niemals habe ich jemanden mit einer so schrecklichen Biografie persönlich kennengelernt. Claudia setzt die biblischen Wahrheiten in ihrem Leben um und ich durfte Zeugin davon sein: «Die Wahrheit wird euch frei machen.»

Lassen wir die Chance nicht verstreichen, sondern richten unseren Blick wieder ganz neu auf den Herrn! Wo wir uns von ihm entfernt haben, heisst es umkehren und Busse tun, sich neu seinem Willen unterstellen und ihm unseren Dank bringen.

Herzlich, Ihre

Daniela Wagner-Schwengeler
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ethos 05/2020

ethos 05/2020

2020-04-26

INPUT

l Nachahmenswert

Als Minister Joe Wright gebeten wurde, die Sitzung des Senats von Kansas zu eröffnen (1996), erwarteten alle die üblichen Allgemeingültigkeiten. Stattdessen betete Wright: «Himmlischer Vater, wir treten heute vor Dich, um Dich um Vergebung anzuflehen und um Deine Weisung und Führung zu bitten. Wir…

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Cover

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LIEBE LESERIN, LIEBER LESER Erich B. ist der Besitzer der Festung Furggels in der Ostschweiz. Eine gefragte Adresse in den letzten Monaten! So erhielt er beispielsweise eine Anfrage aus Dänemark: Ein Mann wollte im Krisenfall einen Raum bei ihm mieten. Wenig später informierte sich ein wohlhabender…

REALITÄT & SELBSTBILD

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SILKE BERG

l ICH SEH’ etwas, was du nicht SIEHST ...

Ursachen für das Phänomen unterschiedlicher Wahrnehmung.

REPORTAGE

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l EL HIERRO

– Kleinod im Atlantik

INTERVIEW

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l DER H ÖLLE ENTRONNEN

Was bei Menschen unmöglich ist, ist bei Gott möglich: Ein Dank an meinen Erlöser!

WISSEN

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l IRREFÜHRUNG DER SINNE?

FÜR ARGAN-«NÜSSE» GEHEN ZIEGEN HOCH HINAUF.

MIT WERTEN ERZIEHEN

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REGULA LEHMANN

l STURZ INS BODENLOSE

– zu viel Fremdbetreuung schadet Kindern.

POSTER

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l POSTER

WER DEN SOHN HAT, HAT DAS LEBEN; WER DEN SOHN GOTTES NICHT HAT, HAT DAS LEBEN NICHT.

LESERBRIEFE

l LESERBRIEFE

LESESTOFF FÜR ISOLIERTE (...) die Geschwister unseres Seniorentreffens sind derzeit weitgehend allein oder gar isoliert in ihren Zimmern bzw. Wohnungen. Wir versuchen auf unterschiedliche Weise, mit ihnen in Kontakt zu bleiben und zu helfen. Nun haben wir den Gedanken, jedem ein ethos-Heft zukommen…

ALLTAGSTAUGLICH

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l DIE NEUE KULTUR DER «UNGEWISSHEIT»

«Aaah, aber man kann es nicht so penibel interpretieren.» «Wenn es nur so einfach wäre ...» «Tja, aber das war damals. Wir leben jetzt in anderen Zeiten.» «Jesus hätte das damals nicht wissen können, man muss mit der Zeit gehen.» «Früher habe ich es auch so eng gesehen. Jetzt bin ich weltoffen geworden…

ZEITZEICHEN

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l ZEITZEICHEN

SCHWEDEN: HEBAMMEN MÜSSEN BEI ABTREIBUNGEN HELFEN (Livenet) Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg ist nicht auf eine Beschwerde von zwei schwedischen Hebammen eingetreten, die aus Gewissensgründen die Mitarbeit an Abtreibungen verweigert hatten. Am 12. März wies das Gericht…

GESUNDHEIT RUBRIK

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l ESCHE

Vielseitig: Samen, Rinde und Blätter kommen zur Anwendung.

KREATIV

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l Familienfinger

Klein, grösser, am grössten: Hier zeichnet erst der Grösste in der Familie um die Finger des Kleinsten – oder umgekehrt. Und dann wird ein ganz besonderes Bild daraus.

FOCUS

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l FOKUS

PRÄZEDENZFALL: 24-JÄHRIGE VERKLAGT UK-REGIERUNG WEGEN GESETZESLAGE (Livenet) In England, Wales und Schottland können Ungeborene mit Behinderung bis zur Geburt abgetrieben werden. Dies ist extrem diskriminierend gegenüber Menschen mit Behinderungen, erklärt Heidi Crowter, die Down-Syndrom hat – sie…

REZEPT

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l ROTER RISOTTO

MIT ROTER BETE UND GRÜNEM SPARGEL

BIOGRAFIE

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l FLORENCE NIGHTINGALE

– LEBE DEINE BERUFUNG!

BÜCHER & CO.

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l BÜCHER & CO.

JENSEITS DER WÄLDER James Evans (1801–1846) lebte als Pionier-Missionar unter den Indianern Nordamerikas. Die Weite Kanadas, die extrem harten Winter und ebenso heissen Sommer dieses Landes prägen sein abenteuerliches Leben. Im Sommer befährt er mit dem Kanu und den befreundeten…

KIDS

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l Der Tag, an dem die Eiche fiel

Als die untergehende Sonne die Spitze der grossen Tanne berührte, wusste der zehnjährige Arnulf, dass es Zeit war, nach Hause zu gehen. Der Junge hängte sich seinen ledernen Beutel um, rief seine Ziegen zusammen und lief vor ihnen her den Hügel hinunter. Schon bald konnte er die kleine Siedlung…

JUGEND

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l «DIE EWIGKEIT DAUERT ZU LANGE, UM FALSCHZULIEGEN!»

Prominente auf Jesus hinweisen.

AKTUELLE FRAGEN

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l CORONA – ODER DIE RÄTSEL DES LEBENS

«Plötzlich geschieht etwas, das sich wie ein Achsenbruch in dieser gleichmässig rotierenden Maschine des Lebens anhört.» Die Worte des Theologen Helmut Thielicke bringen auf den Punkt, was noch vor wenigen Wochen niemand für möglich gehalten hätte.

ETHOS open hands

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CHRISTLICH-SOZIALE OSTHILFE RUMÄNIEN

l «SIEHE, ALLES IST NEU GEWORDEN.»

Marin wendet sich im Dezember 2011 Hilfe suchend an uns. Als ehemaliges Mitglied des Militärs erhält er eine Rente von 540 Lei (112 R). Er leidet an progressiver rheumatoider Polyarthritis und Krampfadergeschwüren. Die Miete ist seit Längerem…

Uncategorized

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l DIE RÄUBERHÖHLE MEINES HERZENS

Wenn Corona eines zeigt, dann das: Dass es ein Problem gibt, das weitaus grösser ist als das Virus. Diese «Seuche» sitzt in unserem menschlichen Herzen fest und hat sich in den letzten Wochen und Monaten deutlich gezeigt: In den Supermarktschlachten um Klopapier und…