

NICHT DICKER ALS EIN LOLLI-STIEL
So ungern ich Kleider anprobiere, manchmal muss es einfach sein. Das war früher anders, als ich in jedes ansehnliche Kleidungsstück passte. «Bin ich das wirklich?», frage ich mich, als ich mich halbnackt in der Umkleidekabine eines Ganzkörper-Spiegels sehe. Und während ich mich verbissen, aber vergeblich abmühe, die Hose über die Hüfte zu kriegen, fragt die auf Hochglanz gestylte Verkäuferin mit Grösse 34 jenseits des Vorhangs: «Und, passt’s?» Ich denke: «Hoffentlich kommt sie nicht rein!» Warum in aller Welt wurde ich nicht zur Zeit des Barock geboren, als üppige Figuren als Schönheitsideal galten und Cellulite kein Makel war? Wer «Die drei Grazien» des flämischen Malers Peter Paul Rubens gesehen hat, staunt diesbezüglich nicht schlecht. Im 17. Jahrhundert hätten Frauen wie ich sich keine Gedanken gemacht über wabbelige Arme und Oberschenkel und einige Pfunde zu viel, im Gegensatz zu heute, wo jede Frau, die breiter ist als ein Lolli-Stiel, sich als…