

EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser
Immer weniger Menschen in der Schweiz, Deutschland und Österreich glauben an Gott, auf jeden Fall nicht so, dass sich dieser Glaube in ihrem Leben auswirken würde. Die Verweltlichung (Fachwort: Säkularisierung) lässt sich auch im staatlichen Bereich gut beobachten. Vormals christlich geprägte und geführte Institutionen werden heute ohne Glaubenshintergrund organisiert. Das geht von Gefängnissen über Kinder-, Jugend- und Altenheime bis hin zu den Schulen und Krankenhäusern und endet bei der Lehrerausbildung. In ganz Europa findet ein Kulturwandel statt. Die Gesellschaft wird multikulturell. Gleichzeitig ist uns die enge Verzahnung der europäischen Kultur mit dem Christentum nicht mehr bewusst. Dabei war es das Evangelium, welches die abendländische Welt veränderte. Viele, die heute den christlichen Glauben ablehnen, wissen nicht, dass sie die Freiheit, die sie geniessen, ohne das Christentum gar nicht hätten. Wo stünden wir, sollte Jesus Christus vor 2000 Jahren nicht geboren worden sein? Die Geschichte der letzten 2000 Jahre lehrt uns: Wäre Jesus nie über die staubigen Strassen von Judäa und Galiläa gewandert, hätte er nicht am Kreuz gelitten, wäre er nicht gestorben und vom Tod auferstanden, hätte er nie eine Schar von Jüngern um sich versammelt, die seine Botschaft in die heidnische Welt hinaustrugen – dann hätte die westliche Welt nicht diese Kultur, diese Freiheit und Menschlichkeit, die wir für selbstverständlich halten. Die christliche Weltanschauung inspirierte zu Ideen und Taten, welche die Welt prägten und deren Wirkung seit Jahrhunderten andauert.
«Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.»
Römer 12,2
Der amerikanische Soziologieprofessor und Theologe Alvin J. Schmidt verbrachte Jahre mit Nachforschungen, um aufzuzeigen, wie Jesus nicht nur das persönliche Leben von Gläubigen verwandelte, sondern auch, wie die von Jesus Verwandelten sich aufmachten und die im Heidentum verwurzelte Welt von Grund auf veränderten. Denn sie wussten, dass sie keinen toten Zimmermann und Wanderprediger anbeteten, sondern den auferstandenen Herrn! Dieses Bewusstsein verlieh den ersten Christen Mut und Kraft, gegen gottlose Mächte aufzustehen und Alternativen der Liebe zu schaffen. Jesus hat nie gerufen: «Kommt in die Kirche!» Bis heute lautet sein Auftrag: «Geht hinaus in die Welt!»
Dies ist das 44. Editorial, das ich für ethos schreibe; es ist mein letztes. Getreu den Schlagzeilen auf den beiden letzten Heften: «Mit Gott im Blick!», «Auf zu neuen Ufern!» habe ich mich für ein Weitergehen entschieden. An dieser Stelle wird Sie künftig Daniela Wagner-Schwengeler begrüssen. (Ja, endlich wieder eine Frau ...!) Ich wünsche ihr kräftigen Rückenwind, ordentlich Mut, unerschöpflich viele Ideen und jeden Monat sattsam Freude, ein wundervolles Heft zur Ehre Gottes zu gestalten.
Bleiben Sie bewahrt und gesegnet! Herzliche Grüsse, Ihr Rolf Höneisen